Wissen : Strom
Strom! Ohne geht nichts. Der Wecker braucht Strom, um uns morgens aus dem Bett zu holen. Kaffeemaschine und Kühlschrank brauchen Strom, damit wir mit dem Frühstück die Lebensgeister auf Trab bringen. Weitere Helfer in Haushalt, im Büro oder unsere Kommunikationsmittel brauchen Strom.
Die ersten Strom-Generatoren arbeiteten noch mit Dampfmaschinen, die mit Kohle oder Holz befeuert wurden. Viele Jahre lang erzeugten wir unsere elektrische Energie dann aber hauptsächlich aus oder mit Hilfe fossiler Energieträgern: Öl und Erdgas. Seit nicht mehr zu übersehen ist, dass die damit in unsere Umwelt gelangenden Klima- oder Treibhaus-Gase den Treibhaus-Effekt so sehr verstärken, dass wir unsere eigene Lebensgrundlage damit zerstören, fand ein langsames Umdenken statt.
Das Öko-Institut prägte 1980 den Begriff "Energiewende", der heute auch in anderen Sprachen genutzt wird. Mit zahlreiche Klima-Konferenzen wurde versucht, die Wende weltweit in Gang zu setzen. Erst 2015 gelang es jedoch, auf der UN-Klimakonferenz in Paris, einen verbindlichen Vertrag auszuhandeln. Hiermit soll(!) die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur auf unter 2°C (möglichst 1,5°C) begrenzt werden (im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Ob dieses Ziel noch erreichbar ist, wird zwischenzeitlich von vielen Wissenschaftlern angezweifelt. Auch die Zustandsbeschreibungen und regelmäßigen Reports des Weltklimarates (IPCC) lassen die Hoffnung sehr klein erscheinen.
Immer wieder gab es Vorstöße, sie "saubere" Atom-Energie mehr zu nutzen, allerdings gibt es bis heute keine Endlager für die sehr lange strahlenden Abfälle. Nach dem Kraftwerks-Unfall in Fukishima (Japan) im März 2011 beschloss die Bundesregierung den Ausstieg aus dieser Technik bis 2022.
Sonne
... kann durch Photovoltaikanlagen (kurz PV-Anlage) oder mit Sonnenwärmekraftwerken (über den Umweg mittels Solarthermie) erzeugt werden, mit Solarfarmkraftwerken, Solarturmkraftwerken, Solar-Stirling-Anlagen und Thermikkraftwerken.
Die Raumfahrt war ein Treiber der Photovoltaik, um Satelliten mit dem nötigen Betriebsstrom zu versorgen. In Wedel wurden beispielsweise die "Sonnensegel" des Weltraum-Teleskop Hubble entwickelt. Hubble wurde im April 1990 gestartet und sendet bis heute Daten zur Erde. Diese Anlagen erzeugen Strom, indem Elektronen durch die Energie von Photonen (Sonnenlicht) aus ihrem Verbund herausgelöst werden. Dadurch ändert sich die Verteilung der vorhandenen, negativ geladenen Elektronen, und elektrische Ladung entsteht: Der photovoltaische Effekt.
Wir kennen Stromerzeugung mittels (Sonnen-) Licht von kleinen Anwendungen (Taschenrechner), in der Schifffahrt werden Fahrwasser-Tonnen mit Strom für nächtliche Beleuchtung versorgt oder in der Bahnhofstraße die Parkschein-Automaten. Viele Dächer sind heute mit Solaranlagen (Solar Home System) bestückt, auch der Klimaschutzfond besitzt eine Anlage auf dem Rathausdach und hat Anteile an der von uns initiierten Bürger-Solaranlage auf der Steinberghalle. Auch in Deutschland gibt es inzwischen viele Freiflächen-Anlagen (Solar-Park).
Daneben gib es Sonnenwärme-Kraftwerke, die mit der erzeugten Wärme Generatoren betreiben und daraus Strom gewinnen.
Für technische und vor allem kommerzielle Belange der Solarenergie setzt sich der Bundesverband Solarwirtschaft ein.
Wind
Die Sonne erwärmt Erde, Wasser und Luft. Durch unterschiedliche Reflektion und Wiederabgabe der Wärme kommt es zu Bewegungen der Luft: Wind. Diese Luftbewegung kann als kinetische Energie genutzt werden. In der Vergangenheit wurden damit Windmühlen betrieben, um z.B. Getreide zu malen. Heutige Windkraftwerke funktionieren ähnlich, denn der Wind, der auf die Rotorblätter trifft, treibt im Inneren der Anlage einen Generator an, der Strom erzeugt.
Da Windkraftanlagen eine vergleichsweise geringe Flächen in Anspruch nehmen, könnten sie sogar auf hohen Gebäuden installiert werden und ggf. in Kombination mit Solaranlagen Haushalte auf umweltfreundliche Weise mit Wärme und Strom versorgen. Hierfür eignen sich allerdings weniger dreiflügelige "Windmühlen", sondern es werden oft vertikal-drehende Kleinanlagen bevorzugt.
Mehr Informationen, auch zu Historie, zu Anlagentechnik und physikalischen Grundlagen findet man bei Wikipedia.
Windenergie steht nahezu überall auf der Welt zur Verfügung, Wind gilt als billige und saubere Energiequelle, deren Nutzung mit geringer Schadstoffbelastung einhergeht. Die Errichtung von Windparks wird allerdings von Umweltschützern kritisiert, da die Anlagen für die Tierwelt (Vögel) eine Bedrohung darstellen sollen. Laut einer Studie des NABU von 2005 sterben in Deutschland jährlich etwa eintausend Vögel durch Kollision mit einer WEA, es werden auch immer wieder tote Fledermäuse gefunden. Dem gegenüber stehen etwa zehn Millionen getöteter Vögel durch Straßenverkehr und Stromleitungen (BUND-Schätzung).
Von Anwohnern werden ästhetische Beeinträchtigung und Lärmbelastung befürchtet. Daher wird heute neben den Anlagen an Land (onshore) verstärkt auf den Bau solcher Kraftwerke in küstennahen Meeresgewässern gesetzt (offshore). Daneben gibt es weitere, teilweise erst in der Erprobung steckende Möglichkeiten, mit Wind Strom zu machen.
Die einzige in Wedel existierende Anlage am Yachthafen musste leider 2014 demontiert werden, weil ein Re-Powering in den engen gesetzlichen Grenzen nicht möglich war.
Für technische und vor allem kommerzielle Belange der Windenergie setzt sich der Bundesverband WindEnergie ein.
Wasser
Wasserkraft wurde schon in vorindustrieller Zeit zum Antrieb von Mühlen, Säge- und Hammerwerken genutzt. Daneben wurden Schöpfwerk, Wasserkunst, archimedische Schrauben auch zur Be- oder Entwässerung eingesetzt. Die Energie der Wasserströmung wird über ein Turbinenrad in mechanische Rotationsenergie umgewandelt, die zum Antrieb von Maschinen oder Generatoren genutzt werden kann. Heute wird mit Wasserkraft in Deutschland fast ausschließlich elektrischer Strom erzeugt. Mit Wasserkraft wird weltweit, an zweiter Stelle nach der Nutzung von Biomasse, der größte Anteil an erneuerbarer Energie erzeugt.
Naturgemäß liegt das größte Potenziale der Wasserkraft in den südlichen Bundesländern, da hier bergige Landschaften für Gefälle sorgt. Da Stau-Anlagen oft weitreichend in die Landschaft eingreifen, müssen Umweltanliegen besonders berücksichtigt werden.
Wasserwerke unterscheiden sich in kleine (bis 1 MW) und große Anlagen, man unterscheidet zudem zwischen Speicherkraftwerken (in Deutschland 20%) und Laufwasserkraftwerken (80%).
Laufwasserkraftwerke nutzen die Strömung eines Flusses oder Kanals zur Stromerzeugung. Charakteristisch ist eine niedrige Fallhöhe bei relativ großer, oft jahreszeitlich mehr oder weniger stark schwankender Wassermenge. Die Anlagen werden aus wirtschaftlichen Gründen oft in Verbindung mit Schleusen gebaut.
Speicherkraftwerke nutzen das Gefälle und die Speicherkapazität von Talsperren und Bergseen zur Stromerzeugung. Beim Talsperren-Kraftwerk befinden sich die Turbinen am Fuß der Staumauer. Beim Bergspeicherkraftwerk wird ein in der Höhe liegender See über Druckrohrleitungen mit der im Tal liegenden Kraftwerksanlage verbunden. Speicherkraftwerke können sowohl zur Deckung der elektrischen Grundlast als auch im Spitzenlastbetrieb eingesetzt werden. Pumpspeicherkraftwerke werden nicht durch natürliche Wasservorkommen, sondern durch aus dem Tal gepumptes Wasser aufgefüllt. Damit wird in Schwachlastzeiten erzeugter elektrischer Strom als potenzielle Energie des Wassers zwischengespeichert und kann in Spitzenlastzeiten wieder über eine Turbine abgerufen werden.
Daneben gibt es eine Reihe weiterer Kraftwerke, die allerdings (noch) nicht weit verbreitet sind:
Gezeitenkraftwerke werden an Meeresbuchten und in Flussmündungen errichtet, die einen besonders hohen Tidenhub aufweisen. Die entsprechende Bucht muss mit einem Deich mit Wasserturbinen abgedämmt werden.
Wellenkraftwerke nutzen die Energie der Meereswellen. Bisher realisierte Anlagen sind lediglich Prototypen und dienen der Erprobungen.
Bei Meeres-Strömungskraftwerken wird mit Strom-Bojen und Schiffmühlen Elektrizität erzeugt. Die zweite Funktionsweise ähnelt der eines Windrads, das auf den Kopf gestellt wurde. 15 Umdrehungen pro Minute bringt der Rotor zustande, was völlig ausreichend, da Wasser eine wesentlich höhere Dichte aufweist als der Wind.
Bioenergie
Aus Bioenergie lässt sich mit Hilfe von Generatoren Strom erzeugen. Öfter wird Bioenerie (als Gas) zum Heizen genutzt, mehr dazu haben wir auf unserer Seite über Wärme notiert.
Geothermie
auch Erdwärme genannt, scheint eine unerschöpfliche und konstant zur Verfügung stehende Energiequelle. Neben der vergleichsweise selten genutzten Stromerzeugung mittels Wärme aus der "Tiefen Geothermie" (mehr als 400 Meter Tiefe), wird diese heute meist zum Heizen genutzt. Daher haben wir weitere Informationen auf unserer Seite über Wärme gesammelt.
Speicher
Damit auch dann genügend Strom vorhanden ist, wenn kein Wind weht und die Sonne nicht scheint, müssen Speicher gefunden werden. Der Strom kann entweder direkt (Batterien, Akkus) oder indirekt gespeichert werden. Dabei wird die Elektrizität entweder in potentielle (Pump- oder Druckluft-Speicher) oder kinetische (Schwungradmassenspeicher) Energie umgewandelt. Für die Energiewende ist Speicherung essentiell.
Die am meisten genutzte Technik zur Speicherung sind Pumpspeicher (siehe Speicherkraftwerke). Hierbei wird mit überschüssigem Strom Wasser in höher liegende Speicherbecken gepumpt. Bei Bedarf wird es durch das Herabströmen durch Turbinen wieder (mit einem Wirkungsgrad von etwa 85 Prozent) in Strom zurückgewandelt. In Deutschland waren 2016 insgesamt dreißig Pumpspeicherkraftwerke mit einer installierten Gesamtnennleistung von etwa 6,550 Gigawatt in Betrieb.
Druckluftspeicherkraftwerken komprimieren Luft in unterirdischen Kavernen auf 40 bis 75 bar. Diese Luft kann in konventionellen Gasturbinenkraftwerk die Leistungsbilanz erhöhen, weil keine Energie mehr für Komprimierung der Verbrennungsluft aufgewendet werden muss. Der Wirkungsgrad ist mit etwa 42 Prozent allerdings eher bescheiden. Diese Speicherung wurde bisher allerdings erst in geringem Umfang realisiert, bieten aber Potential für die Zukunft.
Für die chemische Speicherung kommen in erster Linie verschiedene Formen von Batterien in Frage, so vor allem die Hochtemperatur-Natrium-Schwefel-Batterien oder Bleibatterien. Weitere Techniken befinden sich in der Entwicklung. Auch die Erzeugung von Wasserstoff für den späteren Einsatz in Brennstoffzellen kommt als Speichermöglichkeit in Frage.
Redox-Flow-Batterien (auch Flüssigkeits-Batterie oder Flussbatterie genannt) basieren auf einem flüssigen elektrochemischen Speicher. Dieser besteht aus einem Elektrolyt (häufig Vanadium), der in Tanks in unterschiedlichen Oxidationsstufen gespeichert wird. Der Strom wird, ähnlich wie bei der Brennstoffzelle, an einer Membran produziert. Bisher ist ihre Fertigung noch sehr aufwändig, diesen Stromspeichern wird jedoch ein großes Potenzial als Netzspeicher prognostiziert.
Vorteile sind, dass Energie und Leistung unabhängig voneinander skaliert werden können, zur Herstellung keine seltenen Rohstoffe (wie z.B. Lithium) benötigt werden, sie feuersicher und weniger giftig sind. Daher ist Recycling (im Gegensatz zu Lithium-Ionen-Batterie) kein Problem.
Leider gibt es auch entscheidende Nachteile. Zum einen wiegen Redox-Flow-Batterien sehr viel, zum anderen ist die Energiedichte noch relativ gering (maximal 70 Wattstunden), sodass die Speicher groß sind und viel Platz (meistens in einem ganzen Container) einnehmen.
Umwandlung & Speicherung
Energiespeicherung mittels sogenannter Power-to-X-Verfahren kann ohne und mit abschließender Rückverstromung und Wiedereinspeisung erfolgen. Hierdurch wird sowohl ein Beitrag für Markt- und Systemintegration Erneuerbarer Energien geleistet, als auch ggf. der Transportbedarf vom Stromnetz in andere Versorgungsinfrastruktur verlagert.
Bisher gibt es folgende Alternativen: Bei Power-to-Gas (auf Deutsch: Strom-zu-Gas) wird Wasser mittels Strom in Wasserstoff umgewandelt (Elektrolyse), mitunter in einem weiteren Schritt in Methan. Beide Gase können ins bestehende Erdgasnetz und dessen Gasspeicher einspeist werden. Dadurch lässt sich Ökostrom langfristig und nahezu verlustfrei speichern.
EUWID: Potenziale, Grenzen und Geschäftsmodelle
Bei Power-to-Heat wird Strom in Wärme umgewandelt und dann gespeichert. In Hamburg-Altenwerder betreibt Siemens einen Hochtemperatur-Speicher mit Vulkangestein, der vor Allem Strom aus Windparks und auch Solaranlagen thermisch speichert und später rückverstromt. Die Wärme kann auch in Nah- und Fernwärmenetze eingespeist werden. Alternativ und im kleineren Maßstab kann Strom auch mit Wärmepumpen to heat gemacht werden.
Ebenso lässt sich Strom chemisch in flüssige Kraftstoffe umwandeln (Power-to-Liquid (P2L), beispielsweise in Methanol oder höherwertigen synthetischen Kraftstoff und in der bestehenden Infrastruktur lagern bzw. distribuieren.
Alternative Projekte der Stromerzeugung
In einem Aufwindkraftwerk oder Thermikkraftwerk scheint die Sonne durch ein großes lichtdurchlässiges Dach und heizt den Boden und die Luft darunter auf. Diese steigt dadurch in einem Kamin auf. Diese Luftströmung erzeugt in Turbinen elektrischen Strom. Der Wirkungsgrad solcher Kraftwerke ist bisher sehr gering!
Bei stationären Brennstoffzellen steht derzeit die Wärmeproduktion gegenüber der Stromproduktion im Vordergrund. Das bedeutet, dass die Leistung nach der benötigten Wärmemenge ausgerichtet wird und der "nebenbei" erzeugte Strom meist in das öffentliche Stromnetz eingespeist wird. Mehr zu Brennstoffzellen finden Sie daher auf unserer Seite über Wärme.
Ein Flugwindkraftwerk ist eine Windkraftanlage, die mittel Gas-Ballon oder als Drachen konstruiert in der Luft fliegt und durch Halteseile am Boden verankert ist. Die elektrische Energie kann entweder mit Generatoren in der Luft (höchste Leistung momentan bei 600kW) oder über mechanische Bewegungsübertragung und Generatoren am Boden gewonnen werden. Der Einfluss der Bremswirkung der Bodenoberfläche verringert sich mit dem Abstand vom Boden - bis zu einigen hundert km/h im Jetstream. Man nimmt an, für Höhenwindenergieanlagen von bis zu 80% Auslastung ausgehen zu können (am Boden 30-40%).
... mehr bei Wikipedia
Geothermie-Kraftwerke (siehe auch oben) haben einen niedrigen Wirkungsgrad, weil die deutschen Lagerstätten nur geringe Temperaturen aufweisen. Zusätzlicher Einsatz von Wärmepumpen kann den Grad erhöhen.
mehr bei Wikipedia
Ein Osmosekraftwerk (Salzgradientenkraftwerk) nutzt den Unterschied im Salzgehalt zwischen Süßwasser und Meerwasser, um daraus Energie zu gewinnen und Strom zu erzeugen. Dabei diffundiert reines Wasser durch eine halb-durchlässige Membran zur Salzwasserseite. Bei einem Salzgehalt im Meerwasser von 3,5% ergibt sich bei 10°C gegenüber Süßwasser ein osmotischer Druck von rund 28 Bar, der zur Stromerzeugung genutzt werden kann. Seit 2009 wird in Norwegen ein Kleinstkraftwerk betrieben.
Eine weitere Methode ist umgekehrte Elektrodialyse. Durch Membranen getrennt wird Salz- und Süßwasser aneinander vorbei geleitet. Die Ionen, die durch die jeweilige Membran diffundieren, führen zu einer (kleinen) elektrischen Spannung.
Manchmal wird auch versucht, elektrische Energie mit Pedalkraft zu erzeugen. Das funktioniert bei einem Fahrrad-Dynamo. In Indien wurde versucht, mit 60 Minuten strampeln auf einer Art Trimmrad Strom für 24 Stunden zu erzeugen. Es gab Festivals, bei denen Strom für Musik und Beleuchtung mit zahlreichen Trimmrädern erzeugt wurden.
Viel Anregungen zu den Artikeln auf dieser Seite basieren auf Wikipedia und auf Dr. Michael Bockhorsts Seite EnergieInfo. Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Haftung für Links im Impressum.